Wissenschaftler, Autor und Kämpfer für eine glückliche Kindheit:
„Kinder zu lieben bedeutet, sie so sein zu lassen, wie sie sind.“ Diese Aussage stammt von Prof. Dr. Remo H. Largo. Er wusste, von was er sprach. Schließlich erforschte er viele Jahre lang die Baby-, Kinder- und Jugendjahre. Nun ist der Kinderarzt, der 1943 im schweizerischen Winterthur zur Welt kam, gestorben. Sein ganzes Leben lang fühlte er sich den Kindern und der Wissenschaft verbunden. Seinen bekannten Werke wie etwa „Babyjahre“, „Kinderjahre“ oder das zuletzt erschienene Buch „Das passende Leben“ bestechen nicht nur durch ihre Klarheit und ihren Stil, sondern vor allem durch ihre akribisch saubere wissenschaftliche Analyse. Anders als viele andere analysierte und argumentierte Largo auf einer Fülle eigener und fremder wissenschaftlicher Studien. Seine Quellen kannte er genau. Unsauberkeiten, Taschenspielereien oder Argumentationen aus dem Bauch heraus erteilte er eine klare Absage.
Mit Largo verliert die Welt nicht nur einen genialen Wissenschaftler und Buchautor, sondern auch einen nimmermüden Kämpfer für eine glückliche Kindheit.
Bei spielen und lernen bauen wir auch auf seine Erkenntnisse auf. Wie werden ihn sehr vermissen. Wir lieben besonders folgende Aussage:
Ich habe im Laufe meiner klinischen Tätigkeit Tausende von Kindern wie Bernhard erlebt, die uns zugewiesen wurden, wie sie von der „Norm“ abwichen und den Erwartungen der Erwachsenen nicht entsprachen. Sie litten an den unterschiedlichsten Entwicklungsstörungen wie einer Rechenschwäche und reagierten darauf mit Verhaltensauffälligkeiten wie Ess- und Schlafstörungen oder wie Bernhard mit sozialem Rückzug. Der oftmals unausgesprochene Auftrag der Eltern und Lehrer an uns bestand darin, die Kinder durch Förderung in die „Norm“ zu bringen, was – wie uns die langjährige Erfahrung gelehrt hat – nicht gelingen kann.
Für uns war das eigentliche Problem dieser Kinder, dass sie nicht „sie selbst“ sein durften. So versuchten wir den Kindern zu helfen, in dem wir uns ein Bild von ihren individuellen Fähigkeiten machten. Und dann gemeinsam mit den Eltern und Bezugspersonen überlegten, wie das jeweilige Kind mit seinen Stärken und Schwächen am besten unterstützt werden konnte. Das war häufig nicht leicht. Hatten doch viele Eltern und Lehrer bestimmte Erwartungen an das Kind, ganz eigene Vorstellungen von seinen Fähigkeiten und vor allem von den Leistungen, die es erbringen sollte. Wenn es uns jedoch gelang, die Erwachsenen auf die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten de Kindes einzustellen, verbesserte sich sein körperliches und psychisches Wohlbefinden und seine Lernbereitschaft nahm zu.
Dieser Bericht war Remo Largo so wichtig, dass wir ihn in mehreren seiner Bücher finden, etwas in „Kinderjahre“ (Piperverlag 2019, Seite 13) oder „Das passende Leben“ (S. Fischer 2017, Seite 14). Aus unserer Sicht sollte jeder diese Aussagen verinnerlichen. Beide Bücher können wir nur dringend empfehlen. Auch dafür und vieles andere, das Largo für uns alle getan hat, gebührt ihm unser großer Dank.
Für alle, die ihm noch einmal zuhören wollen, haben wir dieses Video ausgewählt: