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Keine Diskriminierung von Schulkindern mit Migrationshintergrund

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Laut Studie bewerten Lehrkräfte Schüler und Schülerinnen mit Migrationshintergrund eher besser

Lehrkräfte bewerten Schulkinder mit Migrationshintergrund nicht grundsätzlich schlechter als ihre Mitschülerinnen und Mitschüler ohne Migrationshintergrund. Vielmehr erhalten sie im Durchschnitt bessere Noten, als es ihre Leistungen in anonym bewerteten standardisierten Tests vermuten lassen würden. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und der Universität Duisburg-Essen (UDE). Sie legt nahe, dass Lehrkräfte soziale Nachteile durch positivere Noten auszugleichen versuchen – sowohl bei Kindern mit Migrationshintergrund als auch bei Kindern aus bildungsfernen Haushalten. Die Studie basiert auf bundesweit repräsentativen Querschnittsdaten von Schülerinnen und Schülern der 4. und 9. Jahrgangsstufe, die seit 2008 vom Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) erhoben werden.

Das Wichtigste in Kürze:

  • In den meisten OECD-Ländern sind Kinder aus Einwandererfamilien in Bezug auf die Bildungsleistung im Nachteil gegenüber ihren Altersgenossen ohne Migrationshintergrund. Diese Unterschiede im Bildungserfolg können teilweise auf den durchschnittlich niedrigeren sozioökonomischen Status von Einwandererfamilien sowie auf migrationsspezifische Faktoren, wie Sprachkompetenzen, zurückgeführt werden. Eine neue RWI/UDE-Studie untersucht für Deutschland, welche Rolle Diskriminierung bei der Notenvergabe für Bildungsungleichheiten zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund spielt.
  • Die Studienergebnisse zeigen: Kinder mit Migrationshintergrund erhalten im Durchschnitt schlechtere Noten als Kinder ohne Migrationshintergrund. Im Vergleich zu ihrer Leistung in einem anonym bewerteten standardisierten Leistungstest erhalten Kinder mit Migrationshintergrund jedoch von Lehrkräften tendenziell bessere Noten als vergleichbare Kinder ohne Migrationshintergrund. Für Kinder aus bildungsfernen Haushalten findet das Autorenteam ebenfalls eine positive Verzerrung bei der Leistungsbewertung, d. h. sie erhalten im Vergleich zu ihrer Testleistung bessere Noten als vergleichbare Kinder aus bildungsnäheren Haushalten.
  • Die Bewertungsunterschiede zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund verringern sich, wenn die Bewertung durch Lehrkräfte erfolgt, im Vergleich zu anonym bewerteten Tests: Im Fach Deutsch verringern Lehrkräfte die Unterschiede zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund um etwa 0,23 Notenpunkte. Im Fach Mathematik beträgt der Wert etwa 0,21 Notenpunkte. Bezogen auf die durchschnittlichen Noten in den jeweiligen Fächern entspricht dies einer Abweichung von rund 5 bis 6 Prozent.
  • Lehrkräfte in Klassen mit vielen leistungsschwachen oder sozial benachteiligten Schulkindern zeigen eine besonders deutliche Tendenz, Kinder mit Migrationshintergrund besser zu bewerten.

Lehrkräfte versuchen soziale Nachteile auszugleichen

„Unsere Studie zeigt, dass im deutschen Schulsystem keine systematische Diskriminierung bei der Notenvergabe von Schulkindern mit Migrationshintergrund stattfindet. Im Gegenteil: Lehrkräfte versuchen zum Teil offenbar, durch ihre Bewertungspraktiken soziale Nachteile dieser Schülerinnen und Schüler auszugleichen“, sagt RWI-Wissenschaftlerin Prof. Dr. Julia Bredtmann. „Es bleibt jedoch eine offene Frage, ob diese gut gemeinten Praktiken letztendlich den Bildungserfolg verbessern oder unbeabsichtigte, gegenteilige Effekte haben könnten. Einerseits können bessere Noten für benachteiligte Schulkinder deren Chancen auf höhere Bildung verbessern und ihre beruflichen Möglichkeiten vergrößern“, erklärtBredtmann. „Andererseits kann eine solche Verzerrung, wenn sie aus niedrigeren Erwartungen der Lehrkräfte resultiert, dazu führen, dass die Schulkinder mit ihren Leistungen unter ihren Möglichkeiten bleiben.“

Ansprechpartner:Prof. Dr. Julia Bredtmann, julia.bredtmann@rwi-essen.de, Tel. (0201) 8149-232,
Alexander Bartel (Kommunikation), alexander.bartel@rwi-essen.de, Tel.: (0201) 8149-354

Quelle: Pressemitteilung RWI

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