Internet Watch Foundation verzeichnet knapp 20.000 Vorfälle allein in der ersten Jahreshälfte
Vorfälle, bei denen Sextäter Kinder so manipulieren, dass sie zuhause Übergriffe gegen sich selbst filmen oder Freunde und Geschwister missbrauchen, haben einen neuen traurigen Höchststand erreicht. An die 20.000 Berichte, die Kinder zwischen sieben und zehn Jahre betreffen, sind alleine in den ersten sechs Monaten dieses Jahres bei der Internet Watch Foundation (IWF) http://iwf.org.uk eingegangen. Das sind um zwei Drittel mehr als im Vorjahr. Expert:innen fordern nun mehr Aufklärung bei Eltern und Jugendlichen.
Missbrauch im eigenen Kinderzimmer ist ein globaler Trend
„Bei sexuellem Missbrauch von Kindern, der mithilfe einer Internetverbindung bewerkstelligt und aufgenommen wird, ist es nicht nötig, dass der Täter physisch anwesend ist. Meistens finden diese Übergriffe im eigenen Kinderzimmer statt, das eigentlich ein sicherer Raum in jeder Familie sein sollte“, erklärt IWF-Chefin Susie Hargreaves. Doch die Realität sieht leider ganz anders aus. „Wir sehen hier einen sehr verstörenden globalen Trend, der sich bereits seit dem ersten Corona-Lockdown im Jahr 2020 abgezeichnet hat“, betont die Expertin.
Solche Straftaten seien aber eigentlich „gänzlich vermeidbar“, wie Hargreaves klarstellt. Dazu brauche es lediglich eine engagierte Aufklärungsarbeit bei Eltern, Kindern und Betreuern, die sich mit Missbrauch in den eigenen vier Wänden auseinandersetzt. „Nur wenn die Aufklärungsmaßnahmen im Einklang mit entsprechenden Bemühungen der Technologiefirmen, der Regierung und der Behörden stattfinden, können wir es schaffen, dieser Welle an kriminellem Bildmaterial Einhalt zu gebieten“, ist die IWF-Leiterin überzeugt.
Viele Faktoren entscheidend
Der IWF zufolge, die in Großbritannien eine eigene Hotline betreibt, bei der sexueller Missbrauch gegenüber Minderjährigen gemeldet werden kann, ist der mit Abstand größte Zuwachs bei entsprechenden Sexualstraftaten in der ersten Jahreshälfte bei den Sechs- bis Zehnjährigen verzeichnet worden. Die größte Menge an Bild- und Filmmaterial in diesem Bereich ist allerdings vor allem in der Altersgruppe zwischen elf und 13 Jahren produziert worden.
Laut Tamsin McNally, Leiter der IWF-Hotline, ist eine ganze Reihe von Faktoren für die besorgniserregende Zunahme solcher Fälle verantwortlich: „Es könnte unter anderem daran liegen, dass Kinder im Lockdown mehr Zeit zuhause verbringen müssen und währenddessen ungehinderten Zugang zum Internet haben. Es könnte aber auch sein, weil sich unsere Techniken verfeinert haben, mit denen wir derartig Übergriffe aufspüren können.“
Markus Steiner/pressetext.redaktion