Wegen der Hersteller-Abgabe haben Pepsi, Coca-Cola & Co den Zuckergehalt in ihren Getränken gesenkt
Zu den aktuellen Forschungsdaten der Universität Cambridge zu den Auswirkungen der Limo-Steuer in Großbritannien erklärt Luise Molling von der Verbraucherorganisation foodwatch:
„Eine Limo-Steuer wirkt: Das zeigen erneut die jüngsten Daten aus Großbritannien. Wegen der dort eingeführten Hersteller-Abgabe haben Pepsi, Coca-Cola & Co den Zuckergehalt in ihren Getränken gesenkt, mit dem Ergebnis: Sowohl Erwachsene als auch Kinder und Jugendliche nehmen deutlich weniger Zucker zu sich. Und in Deutschland? Dort enthält zum Beispiel eine Fanta mit 7,6 Prozent fast doppelt so viel Zucker wie in Großbritannien – trotz freiwilliger Selbstverpflichtung der Industrie zur Zuckerreduktion. Der Realitäts-Check zeigt: Das Prinzip ‚Freiwilligkeit‘ ist krachend gescheitert. Um den Zuckerrausch in Deutschland zu stoppen und die damit verbundenen Folgeerkrankungen wirksam zu bekämpfen, muss die Ampel-Regierung die Getränkeindustrie endlich in die Pflicht nehmen und eine Limo-Steuer nach britischem Vorbild einführen. So bekommen die Hersteller einen Anreiz, ihre Getränke ausgewogener zu machen, und der viel zu hohe Zuckerkonsum in der Bevölkerung wird effektiv gesenkt. Die Regelung sollte aber neben Zucker auch Süßstoffe umfassen, da gesundheitliche Risiken durch Aspartam, Sucralose & Co. nicht auszuschließen sind.“
11 Gramm weniger Zucker am Tag
Laut einer aktuellen Studie des Instituts für Stoffwechsel-Fragen der Universität Cambridge ist in dem Jahr nach Einführung der Limo-Steuer 2018 der Zuckerkonsum bei Kindern um rund fünf Gramm pro Tag, bei Erwachsenen sogar um elf Gramm pro Tag gesunken. Jeweils rund die Hälfte wurde demnach bei Zuckergetränken eingespart.
Folgekosten von mehr als 60 Milliarden Euro
Zuckrige Getränke gelten laut Weltgesundheitsorganisation als wesentliche Treiber für Adipositas und damit verbundene Krankheiten wie Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das Leid der Betroffenen ist groß – und die wirtschaftlichen Folgekosten allein für Adipositas belaufen sich jährlich auf mehr als 60 Milliarden Euro.
Limo-Steuer bereits in mehr als 100 Ländern
Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt eine Sondersteuer von mindestens 20 Prozent auf zuckerhaltige Getränke, um den Zuckerkonsum der Bevölkerung mitsamt seiner gesundheitsschädlichen Folgen zu reduzieren. Neben Großbritannien haben weltweit bereits über 100 Länder eine Steuer auf Zuckergetränke eingeführt. Deutschland setzt indes ausschließlich auf eine freiwillige Selbstverpflichtung zur Reduktion des Zuckergehalts in den Getränken.
Freiwillige Reduktionsstrategie in Deutschland kaum wirksam
Während die Industrie die Reduktionsstrategie aus dem Jahr 2018 als Erfolg verbucht, sind die Zahlen mehr als ernüchternd. Eine Studie der TU München zeigt, dass der Zuckergehalt in deutschen Getränken zwischen 2015 und 2021 lediglich um zwei Prozent gesunken ist – während in Großbritannien dank der nach Zuckergehalt gestaffelten Abgabe im gleichen Zeitraum eine Reduktion um rund 30 Prozent erreicht werden konnte. Zuckergetränke mit Kinderoptik sind hierzulande laut Daten des Max-Rubner-Instituts teilweise sogar noch zuckriger geworden. Seit 2019 ist das obere Viertel der Zuckergehalte von 7,4 g/100ml auf 8,4 g/100ml gestiegen. Das entspricht umgerechnet fast sechs Zuckerwürfeln in einem üblichen 200ml-Trinkglas.
Quellen und weiterführende Informationen:
- Studie der Universität Cambridge
- WHO zu Zuckergetränken
- Übersicht über Länder mit Limo-Steuern
- Folgekosten durch Adipositas
- Studie der TU/LMU München und DANK-Allianz zum Zuckergehalt in Softdrinks: “Reduktionprogramm der Bundesregierung unzureichend”
- BMEL zu Zahlen des MRI: Zu viel Zucker, Fett und Salz im Essen – auch bei Kinderprodukten
Pressemitteilung foodwatch