ÖKO-Test: Dreiste Werbung auf viel zu süßen Kinderlebensmitteln
ÖKO-TEST hat 40 Kinderlebensmittel unter die Lupe genommen und hat Anlass zu scharfer Kritik: Viele Babybreie, Cerealien oder Milchprodukte werben mit bunten Comicfiguren und machen auf gesund. Dabei enthalten die meisten Produkte viel zu viel Zucker. Negativer Spitzenreiter im Test: die Kellogg’s Frosties mit 37 Prozent Zucker.
Immer mehr Kinder leiden an Übergewicht und Krankheiten wie Typ-2-Diabetes.
Das nimmt ÖKO-TEST zum Anlass, den Zuckergehalt in Kinderlebensmitteln sowie die Werbung auf den Verpackungen zu bewerten. Im Test: Babybreie, Quetschies, Baby- und Kinderkekse, Cerealien, Ketchups und Tomatensaucen sowie Milchprodukte. Fast alle Produkte sind für Eltern und Kinder besonders ansprechend gestaltet und vermitteln den Eindruck, speziell auf die Bedürfnisse der Kleinen zugeschnitten zu sein. Das Ergebnis zeigt, dass die Aufmachung täuscht: In 29 von 40 Produkten ist der Zuckergehalt aus ÖKO-TEST-Sicht „zu hoch“. Auf insgesamt 33 Produkten bewertet ÖKO-TEST die Werbung als „problematisch“.
Häufig tricksen die Hersteller auf Kosten der Kinder.
Aussagen wie „weniger Zucker“, „ohne Zuckerzusatz“, „Süße nur aus Früchten“ oder „mit viel guter Milch“ sind aus Sicht der Verbraucherschützer angesichts der hohen Zuckergehalte völlig unangebracht. „Viele der getesteten Produkte sind alles andere als gesund, auch wenn etwas anderes suggeriert wird. Dass die Industrie Kinder in der Werbung mit kindgerecht gestalteten Zuckerbomben ansprechen darf – damit muss endlich Schluss sein“, sagt ÖKO-TEST Chefredakteurin Kerstin Scheidecker.
Die Frankfurter Verbraucherschützer orientieren sich bei ihrer Bewertung am Nährwertprofil-Modell der WHO-Europa, das unter anderem Zucker-Höchstgehalte für verschiedene Lebensmittelgruppen vorsieht und Kindermarketing im Falle einer Überschreitung missbilligt. Für Frühstückscerealien liegt die WHO-Kinder-Werbegrenze bei 15 Milligramm pro 100 Gramm.
Die Kellogg’s Frosties mit dem freundlichen Tiger enthalten mehr als das Doppelte und damit mehr Zucker als alle anderen Testprodukte: 37 Gramm Zucker pro 100 Gramm Cerealien. Mit einer 40-Gramm-Portion Frosties haben Kinder zwischen 1 und 3 Jahren bereits 99 Prozent der Zuckermenge zu sich genommen, die die WHO für den ganzen Tag toleriert. Es geht aber auch anders: Das Dm Bio Knuspermüsli für Kinder enthält 8,5 Gramm Zucker pro 100 Gramm, was pro Portion 23 Prozent der täglich tolerierten Zuckermenge entspricht – „in Ordnung“ lautet hier das ÖKO-TEST-Urteil.
Eltern unterschätzen den Zuckergehalt
Eine Studie des Max-Planck-Instituts von 2018 zeigt, dass Eltern den Zuckergehalt in den Lebensmitteln ihrer Kinder massiv unterschätzen. Laut der DONALD-Studie des Forschungsinstituts für Kinderernährung (FKE) decken sechs- bis zehnjährige Kinder ihre Energiezufuhr zu mehr als 17 Prozent über zugesetzten Zucker – höchstens zehn Prozent sind eigentlich empfohlen. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist es sogar noch mehr. Die Folge: 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland gelten heute als übergewichtig, sechs Prozent sogar als fettleibig.
Alle getesteten Kinderlebensmittel und weitere Informationen finden Sie in der Märzausgabe des ÖKO-TEST Magazins und auf der Website oekotest.de/13567