Zeit des Erwachens:
Der Frühling macht alles neu – ist das tatsächlich so? Die Beschäftigung mit Planzen hat einen großen Einfluss auf uns. Hier finden Sie viele praktische Tipps und Ideen, um den Start in den Frühling und die Vorbereitung auf Ostern mit besonderen Erfahrungen und Erlebnissen zu füllen.
Frühlingsanfang
Am 21. März ist Tagundnachtgleiche: Der Frühling beginnt. Früher begrüßten ihn die Kinder, indem sie mit langen Stangen und Zeptern, die mit Weidenkätzchen, Papierblumen, roten Eiern und Bändern geschmückt waren, durch ihren Ort zogen. Welche Farben verbinden denn die Kinder heute mit dem Frühling? Wie würden sie ihre Stecken schmücken? Jetzt heißt es erst einmal raus in die Natur gehen, um zu schauen, welche Farben der Frühling zu bieten hat.
Sind es die frischen zarten Grüntöne, die nach dem langen Winter das Herz so fröhlich stimmen, oder ist es die üppige Blumenpracht, mit der wir schon im Frühling verwöhnt werden: das satte Gelb der Forsythien, die roten Tulpen und zartgelben Narzissen? Oder ist es das leuchtende Rosa der blühenden japanischen Kirschbäume, deren Krone wie eine dicke rosa Wolke über den Köpfen schwebt und in die man sich am liebsten verkriechen möchte? Vielleicht auch der Flieder, dessen Duft so unverwechselbar ist? Welcher gefällt denn besser, der weiße oder der lila Flieder? Der Frühling hat so viele Farben. Zu Hause kann dann jeder seinen Stecken mit Bändern und Eiern in seiner Lieblingsfarbe schmücken. So wird eine bunte Farbenpracht entstehen.
Eine alte Sache: Eier färben
Das Eierfärben zur Osterzeit ist gar nicht mehr wegzudenken. Dieser Brauch ist uralt. Schon vor fünftausend Jahren sollen die Chinesen zum Frühlingsanfang bunt bemalte Eier verschenkt haben. Sie galten als Symbole der Fruchtbarkeit. Diese Bedeutung hatten die Eier früher auch bei uns, allerdings wurden hier weiße Eier verschenkt. Erst im zwölften und dreizehnten Jahrhundert gibt es Berichte darüber, dass sie bemalt wurden. Das Osterei galt im christlichen Sinne als Symbol der Auferstehung. Die Schale steht für das Grab, aus dem ein lebendiges Wesen schlüpft. Dass zu Ostern Eier verschenkt wurden, hatte aber auch noch einen anderen Grund. Die Kirche hatte ein Verbot erlassen, während der Fastenzeit Eier und Eierspeisen zu verzehren. Da dies aber mit der besonders guten Legezeit der Hühner zusammenfiel, kamen auf diese Weise jede Menge Eier zusammen, die man sich dann am Ostertag großzügig gegenseitig schenkte. Die Eier wurden gleich hart gekocht, da sie so besser zu transportieren waren und es damals keine Möglichkeit gab, frische Eier lange zu lagern. So entstand also die Sitte, zu Ostern hart gekochte Eier zu verschenken.
Eier färben mit Naturfarben
Früher wurden die Eier mit Naturfarben gefärbt, und vielleicht haben die Kinder ja Freude daran, das auch einmal auszuprobieren. Es ist sehr einfach, und die Ergebnisse sind wunderschön. So manche Oma wird sich noch daran erinnern können und vielleicht gern mitmachen, weil dadurch schöne Kindheitserinnerungen wach werden. Bestimmt erinnert sie sich auch an die Speckschwarte, mit der die Eier dann eingerieben wurden, damit sie schön glänzten.
- Zwiebelschalen und Tee, in Wasser aufgekocht, färben die Eier braun. Getrocknete Zwiebelschalen lose um rohe Eier gewickelt, ergeben marmorierte Eier.
- Efeu- und Brennnesselblätter färben die Eier grün.
- Safran und Kümmel färben die Eier gelb, wenn man die Gewürze zuerst im Wasser aufkochen lässt.
- Rote-Bete-Saft färbt die Eier rot. Wird dem Wasser noch ein Schuss Essig zugegeben, leuchten die Farben intensiver.
- Hart gekochte Eier werden so lange ins warme Farbbad gelegt, bis die Farbe intensiv genug ist.
- Rohe Eier kocht man von Anfang an mit der Farbe oder den Blättern mindestens 10 Minuten, wenn die Eier hart gekocht werden sollen.
Interessante Muster ergeben sich auch, wenn hart gekochte Eier zunächst in flüssiges Bienenwachs getaucht werden, in das man nach dem Erkalten mit einer dicken Stopfnadel Muster kratzen kann. Erst dann kommen sie in ein Farbbad. Das Wachs schmilzt, und die Eier bekommen die interessantesten Muster. Zu beobachten, wie sich die Eier färben, finden Kinder immer wieder aufregend und spannend. Hier ist noch eine Methode, die Kindern früher viel Spaß gemacht hat, obwohl sie vielleicht ein bisschen knifflig klingt: Die Kinder pinseln die Eier mit Eiweiß ein und schneiden dann aus Zwiebelschalen Sterne, Buchstaben, Zahlen oder andere Figuren, die auf das bepinselte Ei gelegt werden. Wenn die Zwiebelschalen dabei brechen sollten, ist das überhaupt nicht schlimm, denn auch die zerbrochenen Formen ergeben wunderschöne gelbe Muster. Wie mögen sie diese Eier damals wohl genannt haben, vielleicht „Überraschungseier“? Früher haben die Kinder auch das wollfadendicke Mark von Binsen oder Gräser um Eier gewickelt und sie dann ins Farbbad getaucht. Ob das mit ganz normalen Wollfäden auch geht? Das muss doch gleich mal ausprobiert werden. Die Kinder werden sicher auch noch auf eigene Ideen kommen, was man mit den Eiern alles anstellen kann, um sie noch schöner zu gestalten.
Raus auf die Wiese
Nach dem langen Winter haben die Jungen und Mädchen genauso wie die Kinder früher einen besonderen Drang nach wilden Spielen. Aber vielleicht interessiert es sie auch, was die Kinder damals auf dem Dorfanger, der gemeindeeigenen Dorfwiese, gespielt haben. Besonders beliebt waren Ballspiele, wobei der Ball vermutlich das Symbol für die Sonne gewesen ist. Der hohe Wurf als Zeichen der Hoffnung galt für ihren wieder länger und höher werdenden Lauf. Die Bälle wurden meistens selbst genäht. Es waren bunte, bemalte Lederbälle, verschieden groß, je nachdem, ob sie mit der Hand geworfen oder mit einem Stock geschlagen oder getrieben wurden.
Erbsbälle
Material: Transparentpapier, Stoff, Schere, Nadel, Faden, Stecknadeln, Füllwatte oder anderes Füllmaterial, Reißverschluss
Wer Lust hat, kann sich ja einmal seinen eigenen Ball nähen. Auch wenn Ledernadeln die Arbeit mit Leder erleichtern, ist es für jüngere Kinder sicherlich einfacher, einen Stoffball zu nähen. Und wer etwas ganz Besonderes will, der hat sicher Spaß an einer Riesenerbsenschote, die fünf Bälle enthält. Wenn jüngere Kinder noch Schwierigkeiten im Umgang mit der Nadel haben, sollten die Großen das Nähen übernehmen. Die Kleinen werden dann begeistert die fertigen Bälle mit Hirse, Reis oder Sand füllen. So kann die Herstellung der Erbsenschote mit den fünf „Erbsen“ eine schöne Gemeinschaftsproduktion werden.
Die Schnittmusterteile werden, nachdem sie mit dem Kopiergerät oder am PC vergrößert wurden, mit Transparentpapier kopiert und auf den Stoff gelegt. Besonders schön ist grüner Nickistoff, aber auch andere Stoffe sind geeignet. Man benötigt vier Teile für die größte Erbse, acht für die beiden mittelgroßen und acht für die beiden kleinen Erbsen. Für die Erbsenschote wird das Papier gefaltet dann zweimal kopiert, ausgeschnitten und auf den Stoff gelegt.
Die einzelnen Papierteile werden mit Stecknadeln auf dem Stoff befestigt und ausgeschnitten. Noch einmal: Zu jeder Erbse gehören vier gleiche Teile. Diese Teile werden zusammengenäht, wobei eine Öffnung zum Füllen gelassen wird. Das Ganze wird umgestülpt, sodass die Nähte innen sind.
In die fast fertigen Bälle kommt noch Füllwatte, Hirse, Sand oder Reis, bevor man sie ganz zunäht. Vielleicht interessiert es einige zu hören, dass früher die Bälle mit Haaren gefüllt wurden. Also, wer opfert wohl seine Haarpracht? Oder führt der Heimweg vielleicht beim Friseur vorbei, damit man es so genau wie möglich den Großeltern nachmachen kann? Ach was, Füllwatte geht auch. Der Stoff für die Erbsenschote wird nach dem Ausschneiden aneinandergenäht. Der Reißverschluss wird an die geraden Seiten genäht. Schon ist die Erbsenschote fertig, die Erbsenkinder können es sich in der Schote gemütlich machen. Allerdings wird das nicht lange währen, denn die Ballspiele warten ja darauf, ausprobiert zu werden. Also los, es geht mit der Erbse raus auf die Wiese!
Kappenball
Material: Kappen oder Hüte, Ball
Wie gut, dass viele Kinder heute wieder Kappen tragen. Die Baseballkappen werden bei dem nächsten Spiel nämlich gebraucht. Beim Kappenspiel legen die Kinder ihre Mützen oder Kappen nebeneinander auf den Boden. Das Kind, das sich freiwillig als erster Werfer gemeldet hat, wirft den Ball in eine der Mützen. Der Besitzer dieser Mütze nimmt den Ball so schnell wie möglich heraus und ruft schnell „Halt!“. Die davonlaufende Kinderschar muss dann sofort in ihrer Bewegung innehalten und in der Position verharren. Das Kind mit dem Ball versucht jetzt, ein Kind zu treffen. Der getroffene Mitspieler wird zum nächsten Werfer. Wenn viele kleinere Kinder mitspielen, ist es günstig, das Spielfeld zu begrenzen. Jetzt weiß man endlich, warum Mütter immer sagen: „Und vergiss deine Mütze nicht!“ Sie haben das Spiel offenbar auch gern gespielt.
Frühlingsimpressionen
Wenn man sich richtig ausgetobt hat, dann hat man auch wie der Muße, die immer wiederkehrenden Wunder der Natur zu bestaunen. Vielleicht können die Kinder in kleinen Gruppen mit einem Fotoapparat, Smartphone oder Tablet mit Kamera losziehen. So viele schöne Fotomotive gibt es im Frühling draußen zu entdecken.
Die ersten Bilder werden garantiert nicht besonders, und es werden auch statt der Blüten nur die Schuhspitze des Fotografen zu bewundern sein, aber Übung macht den Meister. Die Kinder werden bald herausgefunden haben, wie dicht sie an das abzulichtende Objekt herangehen können, damit das Bild scharf wird.
Es gibt noch so viel zu entdecken, was unbedingt festgehalten werden muss. Und die Kinder werden danach viel aufmerksamer hinschauen und ihre „Objekte“ immer wieder besuchen wollen, um zu sehen, ob der Lieblingsbaum schon grüner geworden ist, das Gras schon wieder höher steht und ob das Amselnest denn schon fertiggebaut ist.
Wer die aufblühende Natur so eingehend betrachtet, der sieht leider auch, dass ihr nicht alle Menschen mit der not wendigen Achtung und Ehrfurcht begegnen. Wenn die Kin der ein Gefühl für die Schönheit der Natur bekommen haben, werden sie sich sicher an dem ganzen Müll und Schrott stören, den manche Menschen im Wald abladen. Sie werden verstehen, warum ein Gedenktag für die Erde eingerichtet worden ist – der Earth Day, der am 22. April 1970 von einem ehemaligen amerikanischen Senator zur Rettung des geschundenen Planeten ausgerufen wurde. An diesem Tag wurde das USUmweltschutzamt gegründet und das Gesetz zur Reinerhaltung der Luft trat in Kraft. Dieser Tag wird seitdem „gefeiert“, indem Naturschützer dazu aufrufen, Müll zu sammeln. Bäume zu pflanzen, Autos stehen zu lassen und Giftfässer vom Meeresboden zu heben – wenigstens einmal im Jahr. Ob sich die Kinder daran beteiligen wollen und mit Müll säcken losziehen, um im Rahmen ihrer Möglichkeiten ein Stück Wald von Unrat zu befreien? Wenn Eltern, Freunde und Verwandte bei dieser Aktion mitmachen, können sich al le nicht nur an der Gemeinschaft und dem Bewusstsein freuen, etwas für ihre Umwelt getan zu haben, sondern anschließend gemeinsam Spiele ausprobieren, die gespielt wurden, als sie noch jung und voller Übermut waren.
Diesen Artikel haben wir aus Maya Hasenbecks Buch mit dem Titel „Frühling, Sommer und viel mehr“ entnommen.
Frühling, Sommer und viel mehr
Die Jahreszeiten mit Kindern erleben
Maya Hasenbeck
Burckhardthaus-Laetare
3 bis 6 Jahre, 96 Seiten
ISBN: 9783944548135
14,95 €
Mehr dazu auf www.oberstebrink.de